Die Perlen der Cleopatra
Der Nil versiegt, eine römische Kohorte rückt näher, und es herrscht Unruhe in den eigenen Reihen - Kleopatra hat alle Hände voll zu tun, und ihre Stimmung ist mies. Alles, was dieses schöne Staatsoberhaupt will, ist ein kleiner ägyptischer Flirt!
Mehr als achtzig Jahre nach ihrer sensationellen Uraufführung kehrt die Operette mit der berühmten Film- und Theaterschauspielerin Dagmar Manzel in der Rolle der Kleopatra und Dominique Horwitz als ihr Minister Pampylus auf die Berliner Bühne zurück. Regisseur Barrie Kosky haucht der witzigen Satire neues Leben ein, indem er die Pyramiden von Gizeh an den Ufern der deutschen Spree errichtet.
Besetzung
Cleopatra, Queen of Egypt | Dagmar Manzel |
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Beladonis, Prince of Syria | Johannes Dunz |
Silvius, a Roman officer | Dominik Köninger |
Pampylus, minister | Dominique Horwitz |
Charmian, a lady-in-waiting | Talya Lieberman |
Mark Antony, triumvir of the Roman Empire | Peter Renz |
Tänzer.innen | Meri Ahmaniemi (Swing), Martina Borroni, Marika Gangemi, Claudia Greco, Luisa Mancarella, Hannah MacDonagh, Eleonora Talamini, Zoltan Fekete, Paul Gerritsen, Thomas Höfner, Michael-John Harper, Hunter Jacques, Christoph Jonas, Silvano Marraffa |
Chor | Chor der Komischen Oper Berlin |
Orchester | Orchester der Komischen Oper Berlin, Lindenquintett Berlin |
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Musik | Oscar Straus |
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Dirigent | Adam Benzwi |
Inszenierung | Barrie Kosky |
Bühne | Rufus Didwiszus |
Licht | Diego Leetz |
Kostüme | Victoria Behr |
Text | Julius Brammer, Alfred Grünwald |
Chorleitung | David Cavelius |
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Video
Handlung
I. Akt
In Alexandria hängt der Haussegen schief. Zwar besitzt die ägyptische Königin Cleopatra, woran andere im Traum nicht zu denken wagen: Reichtum, Macht und hundert Liebessklaven. Doch ist sie zutiefst verzweifelt: Wann wird sie nur kommen, die richtige, große und wahre Liebe? Aus der hoheitlichen Not kann staatstragende Tugend werden! Pampylos, Cleopatras schlitzohriger Minister, schmiedet mit der Hofdame Charmian einen Plan: Prinz Beladonis aus Persien soll Liebhaber und Alliierter der Pharaonin werden. Doch der kommt zu spät, und wer zu spät kommt... Rasch rauscht ein rüstiger römischer Recke
mit Warnungen vor Rebellion heran – und durchkreuzt Pampylos’ Pläne. Der Name des Helden: Viktorian Silvius (besonders pikant: Er ist Charmians Verlobter…). Cleopatra ist begeistert, ihr Liebesperlenwein verzaubert den Lieblingslegionär. Für seine besonderen Qualitäten ernennt sie Silvius noch in der Nacht zum Palastkommandanten. Pampylos ist am Boden zerstört, doch rettend naht: eine Dürrekatastrophe. Des Niles Fluten bleiben aus, dem Volk Ägyptens droht der Hunger. Jetzt heißt es handeln. Cleopatra reist zum Tempel des heiligen Ptah, Silvius’ Verlobte soll unterdes an Pampylos verheiratet werden, und revolutionäre Mächte drängen schon zum Staatsstreich: Kophra will Silvius für seine Palastrevolte gewinnen.
II. Akt
Cleopatras Gebete wirken: Der Nil steigt, das ganze Volk ist glücklich. Das ganze Volk? Nein! Noch immer schwelen Kophras Aufstandspläne. In letzter Sekunde gelingt es Pampylos, die Putschisten zu verhaften. Keine Gnade kennt der Zorn Cleopatras, den auch Silvius als Strafe für seine Liebe zu Charmian trifft. Auf dieses Tohuwabohu folgt endlich die Stunde des Debütanten – Prinz Beladonis wird ins Schlafgemach gebeten. Doch trotz Perle, Wein und Liebestrank bleibt der königliche Herzensschmerz. Was wird nun aus Pampylos’ Bündnispolitik? Was aus der königlichen Sehnsucht? Was rät Ingeborg, Cleopatras Katze, und warum hat sich Pampylos eigentlich einen Knoten gemacht…?
Einblicke
Cleopatra in Berlin
Ein Markenzeichen von Barrie Koskys Arbeit an der Komischen Oper ist die Wiederentdeckung der Operetten, die in der silbernen Zwischenkriegszeit geschrieben wurden. Die Komponisten Paul Abraham, Emmerich Kálmán, Oscar Straus, Kurt Weill und Jaromír Weinberger ließen ihre vernachlässigten oder verdrängten Werke in schillernden Inszenierungen wieder auferstehen, die begeistert aufgenommen wurden. Was hat zur Wahl der einzelnen Titel geführt? Koskys Antwort lautet: „Es ist immer ihre musikalische Qualität“.
Oscar Straus brachte seine Perlen der Kleopatra 1923 in seiner Heimatstadt Wien zur Uraufführung; im folgenden Jahr erreichte sie Berlin. Seine Musik verbindet die Wiener Operettentradition mit der Jazzwelt des Berlin der 1920er Jahre. Sie atmet Berliner Luft, und das Ägypten ihres vermeintlichen Schauplatzes ist ein kaum getarntes Berlin. Sie wurde geschrieben, um die Talente von Fritzi Massary zu zeigen, einer in Wien geborenen Frau jüdischer Abstammung, die sowohl als Schauspielerin als auch als Sängerin berühmt ist. Sie war ein unangefochtener Star der Berliner Revue-Szene, sang aber auch die Lustige Witwe für Bruno Walter, bevor sie 1933 gezwungen wurde, Berlin zu verlassen. Oscar Bie beschrieb sie 1920: „In dem Moment, in dem sie die Bühne betritt, wird sie zu einer anderen Person. Plötzlich erwacht in ihrem Körper der Wunsch zu handeln... Egal, welche Rolle sie spielt, ob es ein Dialog, ein Lied, ein Konflikt ist, es überwältigt sie wie eine innere Vision.“
Dagmar Manzel ist durch und durch Berlinerin. Sie verkörpert die Stadt mit ihrem Akzent, ihrer Direktheit und ihrer ironischen Distanz. Nach ihren unnachahmlichen Darstellungen in Abrahams Ball im Savoy und Straus' Eine Frau, die weiß, was sie will, war sie weniger die offensichtliche Wahl für Kleopatra als vielmehr der Vorwand für die Montage des Stückes. Manzel arbeitete mit Kosky und dem Dirigenten Adam Benzwi und ihrem Team zusammen, um den Kontext, den Stil und den Ton der Aufführung zu schaffen. Sie ist eine Meisterin des komödiantischen Timings, die in der Lage ist, innerhalb eines Augenblicks von der Herrschsucht zur Farce zu wechseln und innerhalb einer einzigen Phrase zwischen Sprache und Gesang zu wechseln.
Die Handlung von Die Perlen der Kleopatra beruht auf einem genügend plausiblen Paradoxon: Wie kann eine allmächtige Königin Liebe finden? Aber jede Drehung und Wendung führt zu Absurdität und einem weiteren unwahrscheinlichen Zufall, bis das Chaos überhand nimmt. Es ist das perfekte Rezept für jene Mischung aus Gesang und Tanz, Spektakel und Satire, für die das Berlin der zwanziger Jahre ein Synonym ist. „Du bist in Berlin, Baby!“, wenn Sie das Stück sehen.